Statuette
Anders als die meisten Kleinkunstwerke der Altsteinzeit, die zumeist aus Mammutelfenbein gefertigt wurden, diente als Rohmaterial für diese Figur eine Platte aus Amphibolitschiefer. Die Statuette ist eine aufrecht stehende Gestalt ohne ausgebildete Füße, aber im Fußbereich geschlossen. Die Beine sind durch eine spitzovale Ausnehmung getrennt, das linke wirkt durchgestreckt und das rechte leicht angewinkelt – wie Stand- und Spielbein. Die Hüften gehen gerundet in einen asymmetrischen, nach oben hin deutlich schmäler werdenden Oberkörper über, was besonders von der Rückseite her deutlich wird. Der rechte Arm ist ebenfalls durch ein Spitzoval vom Körper getrennt und liegt am Oberschenkel wieder an, wobei sich dort ein stabförmiger Gegenstand entlang des Beines andeutet. Die zwei Fortsätze an der linken Körperseite können als erhobener Arm und als linke Brust in Seitenansicht gedeutet werden. Der Kopf ist leicht zur rechten Seite geneigt, die in der Schrägansicht erkennbaren vier Kerben an der Seite des erhobenen Armes lassen hier die Hauptseite des Kopfes – das nicht weiter ausgeführte Gesicht – vermuten. Da die rechte Schulter deutlich ausgeprägt dargestellt ist, bemerkt man das Fehlen dieser an der linken Seite besonders deutlich. Anatomisch ist dies durchaus zu erklären: Beim Anheben des Armes verschwindet die Schulter und bildet ein V mit der Körperlinie von Hals und Kopf. Zugleich wird diese Haltung durch den in die entsprechende Richtung gedrehten Kopf mit leicht nach oben gewandtem Blick bestärkt.
Die Bruchstücke der Statuette fanden sich am Ostrand einer verhältnismäßig dichten und bis zu 30 cm mächtigen Fundstreuung von ca. 5 mal 2 Metern, die relativ scharf begrenzt schien. In diesem Bereich fanden sich auch fünf kleine Grübchen in einer Reihe quer zur Hangrichtung, die z. T. zu einer Abdachung gehört haben könnten. Eines davon ist aber unmittelbar an der Feuerstelle gelegen und sekundär mit Steingeräteabfall und Knochensplittern verfüllt, sodass hier wohl der Befund eines Kochgrübchens vorliegt.
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass die Statuette vor Ort hergestellt wurde. Dafür spricht das Vorhandensein des Rohstoffes Amphibolitschiefer wenige hundert Meter westlich des Fundplatzes sowie etlicher kleiner Splitter dieses Materials im Umkreis der Auffindungsstelle innerhalb der Grabung, die als Schnitzabfall gedeutet werden könnten.